EVS-1 / pol psy exp 795 (1990) Auf Basis des DREAM
SAM-XP-Soundchips baute EVOLUTION SYNTHESIS einen kleinen Racksynthesizer (1
HE), welcher verschiedene Synthesen in sich vereint und deutlich unter der
1000-DM-Grenze angeboten wurde. Das ließ vor allem den Heimstudiobesitzer
aufhorchen, denn einen 16-stimmigen Synthesizer für unter 1000,- DM, das hat es
noch nicht gegeben. Besonders nicht, wenn er sich zudem am Gerät editieren läßt
und als Sonderbonus auch noch einen Software-Editorprogramm für den seinerzeit
weit verbreiteten Atari ST im Lieferumfang enthielt. Wie sich später
herausstellte, erwies sich die Software allerdings nicht als das Non-plus-ultra,
ja wurde sogar als unbrauchbar bezeichnet. Aber es bleibt ja immer noch die Möglichkeit,
am Gerät selbst zu programmieren. Offenbar hielt man bei EVOLUTION SYNTHESIS
den EVS-1 für unwiderstehlich und produzierte der möglicherweise großen
Nachfrage entsprechend auf Halde. Nur so ließe sich erklären, warum noch 1995
die letzten Modelle neu für ca. 300,- DM verkauft wurden!? Genug der
Spekulation. Wenden wir uns, um es mit den Worten von Herrn Markwort zu sagen
den "Fakten, Fakten, Fakten" zu:
Der EVS-1 besticht zunächst durch
sein ansprechendes Äußeres. Anstelle eines Plastikgehäuses a la E-MU
PROTEUS/1 finden wir eines aus Metall vor. Vertrauensfördernd wirkt auch die
Bedienoberfläche mit zahlreichen Tastern und einem dreistelligen LED-Display
(man denke an den damals sensationellen Preis!). Die ersten Daten lesen sich
auch sehr gut: 16 Stimmen, achtfach multitimbral mit dynamischer
Stimmenzuordnung, gleich 28 verschiedenen Synthesealgorithmen, 80 ROM- und 20
RAM-Programme. Die zahlreichen Synthesealgorithmen reduzieren sich jedoch auf
vier tatsächlich vorhandene Klangerzeugungsprinzipien: PCM-Samples (nur
Schlagzeugsamples), FM-Synthese, Phasenmodulationssynthese und ein Ringmodulator
(na ja, zählen wir das mal so gerade noch zur Synthese). Klingt ja alles schon
fast nach Workstation. Allerdings fehlen Sequenzer und vor allem ein
Effektprozessor, was die Sache allerdings nicht unwesentlich verteuert hätte.
Beim Durchhören der Werks-ROM-Klänge wird man sich allerdings enttäuscht
abwenden. Begibt man sich aber selbst an die Programmierung eigener Klänge,
wobei mit nur 20 Speicherplätzen die Freude an eigenen Klangprogrammen geschmälert
wird, so lassen sich durchaus eigenständige und auch interessante Klänge
erzeugen. Die PCM-Samples greifen dabei auf 32 eher durchschnittliche und für
heutige Verhältnisse wohl schon fast unbrauchbare Drum-Samples zurück.
Hauptsächlich wird man mit diesen
Parametern arbeiten: zwei Oszillatorwellenformen wählen, durch zwei Verstärker
schicken, mit vier sechsstufigen Hüllkurven formen und durch zwei LFOs
modulieren. Ein Filter wird man allerdings vergeblich suchen - das wohl größte
Manko des EVS-1. Die Modulationsmatrix des EVS-1 mit sechs Quellen und vier
Zielen versucht da noch was zu retten. Das war es dann auch schon. Das Ganze
gelangt schließlich über die Stereoausgänge in die Audiowelt hinaus.
Zugegeben, die Möglichkeiten sind nicht gerade umwerfend. Allerdings könnte
ich mir vorstellen, daß in der Techno-Welt ein Expander mit etwas anderen
vielleicht nicht so sauberen Klängen durchaus seine Freunde finden könnte. Und
mit dem richtigen externen Effektprozessor kann man dann dem Ganzen noch ein
wenig Fülle zuführen. Denkbar wäre auch eine Kombination mit dem PEAVEY
ANALOG FILTER, dem MUTRONICS MUTATOR oder dem WALDORF WAVE oder irgendwelchen
anderen externen MIDI-steuerbaren Filterschaltungen. Meines Wissens werden
vereinzelt sogar schon einige EVS-1 per Kleinanzeige gesucht...
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